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25.12.2022

Mission Possible. Eine Weihnachtsbotschaft

Früher glaubte ich, beten würde die Welt verändern. Heute bin ich überzeugt: es braucht gute Taten statt frommer Worte, um die Welt zu FAIRändern. Seit meiner Jugendzeit bin ich Mitglied von amnesty international, ich war eigentlich immer sozial engagiert und seit 2016 bin ich die Sprecherin der Kampagne Fairtrade Town Bad Kissingen. Doch immer öfter beschleicht mich das Gefühl (ab und zu auch in eher schlaflosen Nächten): Das reicht nicht! Anders gesagt: Das reicht MIR nicht.

Ein youtube-Beitrag mit dem Titel „Gehen Sie nicht in Zoos“, auf den ich gestoßen bin, war im November dieses einschneidenden Jahres 2021 mein überspringender Funke: Giovanni di Lorenzo interviewte den Meeresbiologen, Tierfilmer und Umweltaktivisten Robert Marc Lehmann, der den Verein Mission Erde gegründet hat. Sein Ziel ist fast größenwahnsinnig. Es geht um nichts Geringeres als irgendwie noch die Erde zu retten. Wobei für uns alle klar sein sollte, dass die Erde UNS nicht braucht. Insofern geht es also - korrekt formuliert - um nichts Geringeres als darum, uns Menschen noch ein möglichst langes Überleben zu sichern.

Nee, warte mal, das stimmt so auch nicht. Wir wollen doch alle gut LEBEN, nicht nur irgendwie ÜBERleben! Einen Gedankenblitz weiter war ich schon Mitglied von Roberts Mission. Auf meine Email hat er mir kurz, aber persönlich geantwortet – ein Zeichen seiner Wertschätzung.

Ich werde zwar niemals abtauchen können in die Nord- und Ostsee, um dort mitzuhelfen, Geisternetze nach oben zu bringen. Aber ich kann für so einen freiwilligen, ehrenamtlichen und gefährlichen Einsatz Geld spenden. Ich werde niemals Orcas live an der Küste Patagoniens sehen und keine Orang-Utans im Dschungel von Borneo, aber ich kann auf die Verschmutzung der Meere und die Ausbeutung der Urwälder aufmerksam machen. Und schon wieder eine Korrektur: ich kann nicht nur darauf aufmerksam machen. Ich kann etwas dagegen tun. Genauso wie jeder Mensch guten Willens. Also bestimmt auch DU.

Deshalb habe ich inzwischen immer eine kleine Tüte in meiner Jackentasche und sammle Zigarettenstummel, Bonbonpapier oder versiffte Mund-Nasen-Schutze von der Straße auf und entsorge sie da, wo sie hingehören. Mission-Erde-Mitglieder machen so etwas, weil sie zum Beispiel von Robert lernen, dass eine einzige weggeworfene Kippe 40 Liter Grundwasser verseucht.

Roberts Buch „Mission Erde. Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen“ ist längst auf der Spiegel Bestsellerliste. Darin berichtet er über eine seiner bislang wichtigsten Aktionen: zusammen mit einem Team von Umweltaktivisten illegalen Wildtierjägern im philippinischen Urwald das Handwerk zu legen. Diese Kriminellen haben es unter anderem auf das Schuppentier abgesehen, ein Tier, von dem fünf Jahre später vermutlich fast jeder Mensch auf Erden gehört hat. Schuppentiere, so schreibt Robert, gelten neben Fledermäusen und Schleichkatzen als möglicher Zwischenwirt oder sogar Überträger für DAS Coronavirus. Ich zitiere aus der Seite 22: „An dieser Stelle wird besonders deutlich, wie wichtig eine zügige Abschaffung und strikte Ahndung des Konsums und des illegalen Handels mit Wildtieren sind. Wir Menschen sind einfach zu nah dran.“

Hm, das Schuppentier ist also „begehrt“. Warum eigentlich? Weil viele Menschen in Asien glauben, die Schuppen des Tieres hätten heilende Wirkung. Robert schreibt, die Schuppen des Schuppentieres lassen sich in ihrer Struktur am ehesten mit unseren Fingernägeln und Haaren vergleichen. Also könnten solche Menschen genauso gut ihre eigenen Haare und Fingernägel verspeisen. Liest sich ekelhaft? Ja! Aber weil eben auch das Fleisch der Schuppentiere den Asiaten als Delikatesse gilt, werden über eine Million der Tiere jedes Jahr gefangen und nach Asien verkauft. Was dort mit ihnen geschieht… War da nicht irgendwas mit Wuhan und einem Markt für Wildtiere, als das neue Coronavirus seine Reise um die Erde antrat? Ich jedenfalls bekomme diese widerlichen Fernsehbilder seitdem nicht mehr aus meinem Bewusstsein.

Für mich ist der Ausbruch der Corona-Pandemie eine einzige Botschaft an die Menschheit: Wir dürfen so nicht weitermachen. Wenn wir nicht sofort aufhören, unsere Erde weiter zu vernichten, vernichtet die Erde eben uns. Wir Menschen sind die am wenigsten überlebensfähigen Kreaturen auf unserem Planeten. Wir sind gerade erst „da“ und haben schon so vieles irreversibel zerstört. Was für eine Anmaßung zu denken, wir könnten die Naturgewalten zähmen und beherrschen.

Ist so ein Text nun eine angemessene Weihnachtsbotschaft, eine Botschaft für ein ausklingendes Jahr? Zugegeben: Die Gott-wird-Mensch-Geschichte berührt mein Herz nicht mehr so wie früher. Zu oft schäme ich mich, als Mensch mitverantwortlich zu sein an entsetzlichem Tier- und Menschenleid weltweit. Hab ich es doch so gut im reichen Staat Deutschland, wenn ich inzwischen auch an seiner langfristigen Demokratiefähigkeit zweifle. Aber Weihnachtsbotschaften brauchen einfach ein Happy End. Deshalb noch eine letzte Korrektur: Es stimmt nicht, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Die Hoffnung stirbt nie! Was stirbt oder sogar sterben muss, sind unsere (falschen) Erwartungen und Ziele. Aber niemals die Hoffnung…

Frohe Weihnachten und ein friedliches neues Jahr allen Menschen, Tieren und Pflanzen… wünscht Susanne



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